Was macht eine gute Kita aus?

Kurz und Knapp

  • Die Qualität von Kitas besteht aus vielen verschiedenen Merkmalen. Einige Qualitätsmerkmale lassen sich schnell erkennen (z. B. Öffnungszeiten), andere hingegen nur nach längerer Zeit (z. B. Betreuungssituation).
  • Kinder haben teilweise andere Vorstellungen von Qualität als ihre Eltern.
  • Die Vorstellungen der Eltern und die Bedürfnisse der Kinder müssen zur Kita passen, sonst drohen Unzufriedenheit und Konflikte.

Als Eltern wollen wir natürlich eine "gute" Kindertageseinrichtung für unsere Kinder haben, wenn nicht sogar "die Beste". Aber was ist eigentlich eine "gute" Einrichtung? Wie können wir als Eltern feststellen, ob eine Kita zu den eigenen Vorstellungen und den Bedürfnissen des Kindes passt?

Was gehört zur Qualität einer Kita?

Es ist gar nicht so einfach, die Qualität einer Kita zu bestimmen. Einige Qualitätsmerkmale lassen sich ganz gut messen, z. B. können wir leicht erkennen...

  • welche Öffnungszeiten und Betreuungszeiträume angeboten werden,
  • wie die Räumlichkeiten und die Außenbereiche gestaltet sind,
  • oder welche Ausbildungen und Qualifikationen die ErzieherInnen erworben haben.

Ungleich schwieriger ist es, weniger deutlich erkennbare Qualitätsmerkmale (z. B. den Umgang der ErzieherInnen mit den Kindern) einzuschätzen. Häufig neigen wir leider dazu, diese schwer erkennbaren Kriterien bei der Wahl einer Kita außer Acht zu lassen. Es gibt viele Bestrebungen, einige solcher "weichen" Qualitätsmerkmale mess- und sichtbar zu machen. Beispielsweise sind bekannte Messinstrumente für die Arbeitsabläufe in pädagogischen Einrichtungen ECERS-R bzw. KES-R (Kindertageseinrichtung), TAS (Kindertagespflege) und KRIPS (Krippe).

Bei Kindertageseinrichtungen spricht man in der Regel von vier Dimensionen von Qualität:

Qualitätsmerkmale von Kitas
Qualitätsdimension Typische Merkmale

1

Orientierungsqualität

Werte

Welches Menschenbild hat die Einrichtung?

Welche moralischen Werte lebt die Einrichtung?

2

Strukturqualität

Qualität der eingesetzten Ressourcen

(Input)

Wie stabil ist die Betreuungs- und Fördersituation?
Inwiefern werden Eltern einbezogen?
Wie sind die Räume und Außenbereiche gestaltet?
Wie ist der Betreuungsschlüssel und die Gruppengröße?
Wie sieht die Personalqualifikation aus?

3

Prozessqualität

Qualität der Organisation und Prozesse

(Throughput)

Wie sind Arbeitsabläufe organisiert (z. B. Personal- und Dienstplanung)?

Wie ist das Arbeits- und Betriebsklima bzw. das Führungsverhalten?

4

Ergebnisqualität

Qualität des Ergebnisses

(Output)

Wie sieht die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder aus?

Wurden Vorschulkinder ausreichend auf die Schule vorbereitet?

Welche Betreuungszeiten können geleistet werden?

Quelle: In Anlehnung an Stamm, M. (2010): Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Haupt Verlag.

Wir Eltern messen den einzelnen Qualitätsmerkmalen unterschiedlich viel Gewicht bei: für die eine Familie sind die Betreuungs- und Öffnungszeiten aufgrund der Lebenssituation und -planung sehr wichtig; ob das Kind in einer Großgruppe spielt (z. B. mit Mittagessen in einer Mensa), hat daher eine untergeordnete Rolle. Für die andere Familie ist eine kleine, familiäre Einrichtung (z. B. mit Mittagessen in Kleingruppen) besonders wichtig; vielleicht weil das Kind noch etwas zurückhaltender ist. Anderen Familien ist ein bestimmtes pädagogisches Konzept (z. B. Reggio-Pädagogik, Montessori-Pädagogik usw.) besonders wichtig oder ein aufwendig gestalteter Außenbereich, weil das Kind gerne und viel draußen spielen möchte.

Unzufriedenheit und Konflikte treten immer dann auf, wenn die Wünsche und Vorstellungen der Eltern nicht mit dem Konzept einer Kita zusammenpassen. Man sollte sich also im Vorfeld klar machen, was einem am wichtigsten ist. Die "perfekte" Kita gibt es nicht: jede Kita hat in bestimmten Qualitätsbereichen Stärken, in anderen jedoch Schwächen.

Wer bestimmt die Qualität einer Kita?

Auch ErzieherInnen, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Bildungsexperten haben einen bestimmten Blick auf die Qualität, insbesondere auf die Prozessqualität. Wir Eltern können oft gar nicht so gut einschätzen, welche pädagogischen Konzepte tatsächlich sinnvoll sind. Die Anforderungen an die Kinder verändern sich und diesem Wandel muss man mit neuen pädagogischen Konzepten begegnen. Deshalb ist auch die Sichtweise von ErzieherInnen und Bildungsexperten bei der Beurteilung von Kita-Qualität von Bedeutung. Die Beschäftigung mit Kita-Qualität und ihrer Messung steckt in Deutschland (fast wortwörtlich) noch in den Kinderschuhen. Es ist aber zu vermuten, dass es in einigen Jahren üblich werden wird, die Kita-Qualität durch Qualitätssiegel (z. B. PädQUIS) und entsprechende Expertengremien zu zertifizieren.

Interessanterweise wurde bis vor einigen Jahren überhaupt nicht gefragt, was Kinder eigentlich an einer Kita zu schätzen wissen. Die sogenannte QUAKI-Studie hat ans Licht gebracht, dass Kindern u.a. die Mitgestaltung des Alltags, autonomes Spielen, die Festlegung gemeinsamer Regeln und Rituale sowie das Ausleben von Individualität und Gemeinschaft besonders wichtig sind. Die interessante Erkenntnis ist hierbei, dass alles, was Eltern in der Regel wichtig ist (Räumlichkeiten und Außenbereich, pädagogische Maßnahmen und Aktivitäten etc.), Kindern eher unwichtig zu sein scheint.

Was man vor der Wahl einer Kita bedenken sollten

Damit Ihnen spätere Unzufriedenheit und Frust erspart bleiben, müssen Eltern, Kind und Kita zusammen passen. Daher sollten Sie sich vor der Wahl einer Kita einmal Gedanken zu den verschiedenen Qualitätsmerkmalen machen und sich dabei u.a. folgende Fragen stellen:

  • Ist das Angebot mit der privaten und beruflichen Situation der Eltern zu vereinbaren (Öffnungs- und Betreuungszeiten, Schließtage etc.)?
  • Passt das Angebot zu den besonderen Bedürfnissen des Kindes (Bewegungsdrang, Spiel- und Lerninteressen, Bindung, Schüchternheit etc.)?
  • Teilen Eltern und Kind die Werte einer Einrichtung (z. B. Mitbestimmung und Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit, Multikulturalität und Weltoffenheit etc.)?

Die Realität sieht häufig so aus, dass viele Eltern froh sind, überhaupt einen Platz in einer Kindertageseinrichtung zu bekommen. Und natürlich spielen auch die Betreuungszeiten dabei eine enorm wichtige Rolle. Wenn aber eine Einrichtung so gar nicht zu den uns am Herzen liegenden Qualitätsmerkmalen passen sollte, sollten wir lieber ggf. etwas Wartezeit in Kauf nehmen. Es würde den Eltern, dem Kind und der Einrichtung überhaupt nichts bringen, wenn es ständig Konflikte und unzählige Meinungsverschiedenheiten gäbe.